Donnerstag, 4. Dezember 2014

Nie wieder Weihnachtsmarkt




Oder wie ich einen Tag meine Venedig- Fotografien auf einem Weihnachtsmarkt verkaufen wollte




Ein Tagebuch


9.00 Uhr: Aufbau

9.20 Uhr: Begrüßung und Kurzkennenlernen der Aussteller. Schmuckverkäuferin positioniert sich hinter ihrem Stand gegenüber meinem Ausstellungstisch, den ich am Vorabend sorgfältig durchgestylt habe;
Bildschöne und handgefertigte Venedig-Fotografien an Klapptisch mit einem dunkelvioletten Samtüberwurf. Als Beilagen dazu farblich abgestimmt: eine weiße Diana f, ein paar Visitenkarten und ein Werbeschild auf einer Staffelei. Mein Outfit stilistisch und farblich abgestimmt; keinen Schmuck, etwaiges Blinken soll nicht von den Fotos ablenken oder Unruhe in die Präsentation bringen. Haare offen und glatt heruntergekämmt.

11.00 Uhr: Offizieller Beginn

11.15 Uhr: Kaffee holen

11.38 Uhr: Erste Besucher. Wohlwollendes Blättern in den Bildern. Dann ein kritischer Venedig-Besucher, bleibt ungefähr einen Meter entfernt stehen. Er habe nur schlechte Erinnerungen. Venedig stinkt, zu heiß zu voll, seiner Frau habe es gefallen. Die sich offenbar soeben nähert, ich greife an: Dann schenken Sie ihrer Frau doch ein Bild zu Weihnachten, wenn sie Venedig mag. Pech und Fettnapf: Es war die vorherige und nicht die aktuelle Ehefrau, die Venedig kannte. Schade.

11.43 Uhr: Erste Analyse der Käuferschaft. Ländliches Publikum ohne ausgeprägtes Konsumverhalten. Altersdurchschnitt ca. 63,5 Jahre. 

11.44 Uhr: Beschließe ein Kurztagebuch zu führen. Sieht geschäftig und beschäftigt aus. Schwups, steht auch schon ein Besucher am Stand...

11.55 Uhr: Und wieder eine Kundin: Austausch, wie schön Venedig ist und wie toll die Fotos sind. Tja, aber wie wärs mal mit Kaufen…

11.59 Uhr: Intensiver Austausch mit einer weiteren Bilder-Interessentin pro- kontra Venedig.

12.03 Uhr: Rede ich zu viel? Besser weniger zu sprechen und stattdessen die Fotos für sich sprechen zu lassen.

12.30 Uhr: Plausch mit der Schmuckverkäuferin gegenüber. Ein paar Ohrringe eines Künstlers aus Budapest gefallen mir, aber so viel Geld habe ich nicht dabei…Freue mich an meinem neuen Rock. Echt passend.  Aber wann kauft jemand was? In Gedanken checke ich nochmal die Ohrringe von gegenüber ab.

12.31 Uhr: Arbeite an meiner Haltung; gerade sitzen, freundlich gucken.

12.45 Uhr: Und wieder eine Interessentin für: Venedig. Eine Nuance Reiseverkehrsfrau schleicht sich ein, bin auf dem falschen Dampfer. 

13.05 Uhr: Analyse der Käuferschaft: Leidet an massiven Kaufblockaden. Und das in diesem konsumgeschulten Land in der Vorweihnachtszeit. Mach ich etwas falsch? Die Tatsache, dass man die Fotos kaufen soll, scheint abschreckend zu wirken. Sensibilisiere meine Kaufanimationstechniken.

13.07 Uhr: Interessanter Austausch über analoge Fotografie, aha: Eine Visitenkarte wird eingesteckt.

13.13 Uhr: SMS von meiner Ausstellungspartnerin und Schwester: Tipps und Verhaltensanregungen, die die Geschäfte weiter ankurbeln sollen.

13.15 Uhr: Also ich hab kein Problem damit, ohne ein einziges verkauftes Bild wieder nach Hause zu fahren.

13.18 Uhr: Ich sag jetzt lieber nichts mehr. Aufrecht sitzen, beschäftigt wirken und nett gucken.

13.34 Uhr: Verliere langsam die Lust, habe Hunger, könnt mal für kleine Drachendamen…

13.47 Uhr: Venedig stinkt. Schon wieder. Sind Männernasen sensibler als Frauennasen? Ich empfehle Nasenklammern, der Mann lacht irritiert auf und geht weiter. 

13.55 Uhr: Ist das eine Form von Auslandsfeindlichkeit? Immerhin war das jetzt schon der zweite.

14.25 Uhr: Erhalte nach einem interessanten Austausch mit einem Bildhauer eine Einladung zu einer Gemeinschaftsausstellung. Klingt erstmal gut, ich sage zu, mache dann allerdings schleunigst einen Rückzieher. Entpuppt sich als Salzteigausstellung kombiniert mit naiver Landschaftsstickerei. Niemals.

14.26 Uhr: Bin jetzt aber trotzdem wieder etwas optimistischer eingestellt. Vielleicht kauft ja doch noch jemand ein Bild.

14.32 Uhr: Es wird kurzfristig voller, einige Besucher in Kinderkarren senken das Durchschnittsalter der Besucher vorübergehend auf ungefähr 37,5 Jahre.

14.52 Uhr: Wieder wohlwollende Blicke und interessiertes Blättern, den Fisch hab ich am Haken…
„Sie können die Fotos übrigens auch kaufen“.
Oh ja..tschüss!

Kurz darauf:

15.04 Uhr: Ein Mann Typ Landwirt guckt mit herablassender Miene auf den Bilderstapel:
O-Ton:„ Muss ich nich hin, ich bin da draußen“ (nickt Richtung Fenster) „da hab ich dat gleiche“.

15.23 Uhr:  Besucherbächlein reißt ab, an den Tischen versammeln sich Kaffee-und Kuchengäste, Durchschnittsalter jetzt round about 71,5 Jahre.  Mir reichts, Ich hab kein bock mehr, nix wie weg.

16.00 Uhr: Abbau

 

Freitag, 10. Oktober 2014

Die Anja-Diät, HURRA Ausgabe Nr.01/2015


Trendleser/innen der aktuellen "Hurra" praktizieren sie bereits erfolgreich, allen anderen sei an dieser Stelle die neue Herbst-Diät "Die Anja-Diät, sooo schön... dank Photoshop" ebenfalls ans Herz gelegt.

Nie war Abnehmen leichter!!!


  
    


                                        Die Anja-Diät
sooo schön... dank Photoshop



Tag 1: Am ersten Tag sind noch deutlich Unstimmigkeiten in der Optik erkennbar. Die Beine erscheinen proportional zu kurz, an den Hüften haben sich ein paar Reserven angesiedelt.


Tag 2: Doch schneller, als bei herkömmlichen Diäten, stellen sich erste Erfolge ein

Tag 3: Wie bei anderen Diäten auch, tritt nach ersten raschen Erfolgen eine Stagnation ein. Jetzt heißt es dranbleiben und nicht aufgeben!



Tag 4: Am vierten Tag der Diät wirken die Proportionen plötzlich schon deutlich harmonischer.


Tag 5: Achtung: Um den fünften Tag herum kann es zu  Nebenwirkungen, wie Farbirritationen im Kopfhaarbereich, kommen. Diese regulieren sich nach ein, zwei Tagen von selbst wieder.


Wunderschön zu sehen, wie am Tag 6 der Diät die Kleidung nach wie vor paßgerecht sitzt, kein Schlackern kein Faltenwurf.


Proportionen, die ihre Optimierung anstreben + Wohlfühlgewicht, das ist die simple Formel der modernen Photoshopdiät!


Tag 8: Fertig! Ganz ohne Hungern in nur 8 Tagen zur Traumfigur mit der Anja-Diät.







Text und Realisation: Anja Barbas

Sonntag, 10. August 2014

Winkelmann



Aus dem Berufsalltag einer Fotografin
Ein O-Ton Interview
 

-Frau Winkelmann, sie sind gelernte Fotografin?
-NW: Das stimmt.
-Beschreiben Sie uns doch einmal ihr Berufsbild
-NW: Oh, das wird jetzt kompliziert. "Vielseitig" kannst du schreiben. Das schreibst du jetzt aber nicht oder?...
Zwischenruf : Haben wir für das Objektiv noch eine Tasche?
NW ruft zurück: Ja, haben wir, guck mal im Bad!!!
Azubi Sohtmann nähert sich...
-Hä? Was machst du denn da?
-NW: Anja macht gerade ein Interview.
 Gelächter , N. Winkelmann, am Monitor arbeitend, lässt gerade einen Arm verschwinden...
-Zwischenfrage an Praktikantin Jette, die dem Gesprächsverlauf interessiert folgt:
-Jette, aus deiner Sicht als Praktikantin, wie siehst du das Berufsbild des Fotografen?
-Jette,(14 Jahre): Ihr fotografiert jeden Tag aufs Neue andere Menschen. Es ist ein sehr vielfältiger Beruf.
-Interessant, so aber nun wieder Frau Winkelmann. Frau Winkelmann, was macht ihren Beruf denn für sie so abwechslungsreich? 
-NW: Ich mag meinen Nachnamen nicht, den kannst du ruhig weglassen, aber das brauchst du ja jetzt nicht schreiben...
-Der Name ist doch super, den lassen wir, das hat Loriot-Style. Also, Stichwort Berufsbild, Frau Winkelmann.
-NW: Das Berufsbild des Fotografen erweitert sich beständig um neue Berufsfacetten, mit dem Fotografieren allein ist es längst nicht mehr getan!
-Nein?
-NW: Nein! Zu meinem Berufsalltag gehören mittlerweile diverse zusätzliche nicht artverwandte und handwerkliche Tätigkeiten, die nicht unbedingt als frauentypische Berufsfelder gelten wie Maurer- und Zimmerertätigkeiten. Ich habe schon Wände gemauert,Straßenschilder aufgestellt,  Fußböden gefliest, Fassaden repariert, Gullis geteert und Fenster versetzt.
-Nicht schlecht!..
-NW: Und das ist noch lange nicht alles! Darüber hinaus bin ich unter anderem als Gartenarchitektin und Landschaftsgestalterin tätig: Ich habe Bäume verpflanzt, Rasenflächen geebnet, Beete verschönt und Teiche angelegt. Doch auch im medizinischen Bereich habe ich allerlei Erfahrungen gesammelt. Ich habe Zahnkorrekturen vorgenommen, Körper verschlankt, Nasen verkleinert und Haare verpflanzt.
-Unglaublich!
-NW: Aber wahr! David Copperfield würde vor Neid erblassen, wenn er könnte, was ich kann:
 Ich kann Gegenstände je nach Bedarf vergrößern und verkleinern...
-Frau Winkelmann, ich..
 -NW: …Menschen, Autos, ja ganze Straßenzüge komplett verschwinden lassen…
-Frau Winkelmann, ich…
-NW: …Wasserfälle gestalten, Wolkenbilder kreieren, Berge versetzten, mit anderen Worten ich mache mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt!!! Darum gehe ich ja jetzt auch für ein Jahr nach Canada. Wer möchte, kann meine Reise auf meinem Blog verfolgen: 

http://picturetravels.auslandsblog.de/

-Frau Winkelmann, ich danke ihnen für dieses Gespräch.