Dienstag, 12. Juli 2016

Somewhere on Seaground







Somewhere on Seaground

Seit einiger Zeit beobachte ich mit Interesse und einer Prise Neid den wachsenden fotografischen Unterwasserportrait-Boom verschiedener Fotokollegen. Auch auf Facebook finden sich stetig mehr Verlinkungen zu immer kühneren und fantasievolleren Fotoshootings unter Wasser. Richtig gut gefallen mir die Fotorealisationen von Magrit Dittmann-Soldicic, zu sehen in ihrem Album „ Ispod mora vom 28.7.2015 auf ihrem Blog „stivantango.blogspot.com“.
Warum ich bisher noch keine zündende Idee für ein Unter Wasser Portraitshooting gehabt habe, weiß ich nicht, denn irgendwie reizt mich das Thema schon...

Aktuell befinde ich mich im Urlaub in Kroatien. Nichts deutet an diesem brütend heißen Mittwochnachmittag darauf hin, dass ich mich urplötzlich unmittelbar vor der Bildrealisation einer so lang vor sich hin köchelnden Bildidee befinde, denn eigentlich bin ich gerade dabei, meinen Rucksack für einen Schnorchel-Ausflug zu packen, als mein Blick auf den Kleiderschrank fällt.
Auf dem Kleiderschrank liegen zwei Einwegunterwasserkameras, die mich vorwurfsvoll daran erinnern, dass der Urlaub zur Neige geht, sie aber bisher noch nicht zum Einsatz gekommen waren.
Peng!
Plötzlich stehe ich da mit einer Bildidee  und gleich auch noch mit einer Zusatzidee!
Es ist notwendig, kurz auszuholen;
ich bin, was den schulischen Teil meiner Ausbildung angeht, Fotografin einer eher praxisorientierten Epoche. Oft staune ich über seitenlange Textausführungen unseres derzeitigen fotografischen Nachwuchses, bevor es ans Praktische geht.
Nach dem Motto, nur ein im Vorwege textlich genauestens ausformuliertes, durch ein Scribble exakt veranschaulichtes UND im Anschluss abweichungsfrei umgesetztes Foto, ist ein gutes Foto, werde ich meine frischgebackene Bildidee umsetzten!
Also Bildrealisation nach Schema F. , da kann nix mehr schiefgehen, los geht’s:

1.)   Ideenfindung

Seit einiger Zeit beobachte ich mit Interesse und einer Prise Neid den wachsenden fotografischen Unterwasserportrait-Boom verschiedener Fotokollegen. Auch auf Facebook finden sich stetig mehr Verlinkungen zu immer kühneren und fantasievolleren Fotoshootings Unterwasser. Richtig schön finde ich dem Zusammenhang übrigens die Fotorealisationen von Magrit Dittmann-Soldicic...
Warum ich bisher noch keine zündende Idee für ein cooles Unterwassershooting gehabt habe, weiß ich nicht, denn Lust hab ich schon!
Aktuell befinde ich mich im Urlaub in Kroatien. 
Und nichts deutet an diesem brütend heißen Mittwochnachmittag darauf hin, dass ich mich urplötzlich unmittelbar vor der Bildrealisation einer so lang vor sich hin köchelnden Bildidee befinde.
Ich bin just dabei, meinen Rucksack für einen Schnorchel-Ausflug zu packen, als mein Blick auf den Kleiderschrank fällt.
Auf dem Kleiderschrank liegen zwei Einwegunterwasserkameras, die mich vorwurfsvoll daran erinnern, dass der Urlaub zur Neige geht, sie aber bisher noch nicht zum Einsatz gekommen waren. Zu den  Unterwasserkameras gesellt sich gedanklich der kitschige blaugeblümte Regenschirm, den ich einem urigen, alten Schirmverkäufer letzte Woche auf dem Markt in Rijeka abgekauft habe. Und mir fällt mein schwarzes Baumwollkleid im Koffer ein...
Peng!
Plötzlich stehe ich da mit einer Bildidee für ein cooles, MEGACOOLES Unterwasserbild:

2.) Bildbeschreibung

Eine Frau mit Kleid und Regenschirm schwebt über den Meeresgrund, Tiefe ca. 3 m, Ansicht von hinten, Perspektive leicht von oben, Richtung über Bild-Diagonale rechts nach links.
Meeresboden leicht uneben, ein paar Seegurken und vorbeischwimmende Fische, falls vorhanden,
In der Figur Frau mit Schirm schwingt eine Nuance Mary Poppins, in der Szenerie ein Hauch Melancholie von „Somewhere in Time“.

3.) Titel

Das Bild benötigt dem Zeitgeist entsprechend einen eindrucksvollen und etwas zu dick aufgetragenen Titel,
ich entscheide mich spontan für „Somewhere on Seaground“.


Von unten höre ich Stimmen, es geht gleich los, es fehlt aber noch das Scribble, soviel Zeit muss sein:

4.) Scribble













5.) Realisation

Jetzt aber los, ich greife nach einer der Einwegkameras, schnappe mir das Kleid und den Schirm und los geht’s. Auf dem Weg zur ca. 20 km entfernten, einsam gelegenen Badebucht gelingt es mir, meine Urlaubskumpanen Frau H. und Herrn M. als Model und Assistenten für das Projekt einzuspannen, das klappt ja wie am Schnürchen.
Am Badeplatz angekommen, mache ich mich mit Schnorchel und Taucherbrille sofort an die Erkundung des Terrains. Perfekt, alles sieht genauso aus, wie ich es mir vorgestellt habe, sogar Seegurken und kleine Fischschwärme sind vorhanden.
Vom Wasser aus registriere ich, wie sich Frau H. das Kleid überstreift und sich mein Assistent Herr M. mit dem Regenschirm vertraut macht.
Die Kombi aus Kleid, Schnorchel und Taucherbrille sieht wirklich drollig aus aber auch Herr M. sieht mit Schnorchel, Taucherbrille und Schirm nicht weniger witzig aus.
Ich konzentriere mich aufs Nichtlachen und erläutere meinen beiden Projektteilnehmern über Wasser nochmal genau, wie ich mir das Ganze vorstelle, gemeinsam tauchen wir unter.
Unter Wasser setzt dann allerdings sofort der bereits angebahnte Lachflash ein, die Szenerie sieht urkomisch aus, ich muss kurz pausieren und mich auslachen.
Realitiv schnell entpuppt sich die Umsetzung der Bildidee als höchst anspruchsvoll, denn in meinen Planungen habe ich den hohen Salzgehalt des Wassers nicht berücksichtigt bzw leider komplett ignoriert.
Den Schirm, der sich laut Bildbeschreibung und Scribble oberhalb auf der Schulter ruhend befinden soll, zieht es immer wieder mit aller Macht nach unten. Und Frau H, die elfengleich über den Meeresboden wandeln soll, verabschiedet sich immer wieder nach oben...
Zudem machen Haare und Kleid, was sie wollen und schweben in alle Richtungen. 

















Wieder und wieder kämpft sich Frau H. verbissen nach unten und versucht gleichzeitig Haare und Kleid unter Kontrolle zu kriegen, während der dienstbeflissene Herr M. an immer neuen Strategien der Schirmübergabe feilt.

Aber immer wieder landet der Schirm auf dem Meeresboden und ist nur unter Krafteinsatz wieder nach oben zu befördern, schon nach kürzester Zeit sieht er total zerbeult und nicht mehr wie ein Regenschirm aus.




Also wenn der Schirm nun unbedingt nach unten will und Frau H. heran schwimmt, könnte ich die Aufnahme vielleicht kopfstehend machen, ich unternehme einen letzten Versuch.
Mit meiner Einwegkamera ziehe ich meine Kreise um das zappelnde Durcheinander aus Beinen, Haaren, Kleid und Schirmrest und verabschiede mich fürs Erste von meiner Bildidee.
Ein paar Momentaufnahmen nehme ich als Erinnerung mit, bis mir vom Umkreisen übel wird...